Projekte, Märkte und Fundraising für Fotografie

bild.sprachen 2014 im Wissenschaftspark Gelsenkirchen: SURPRISE ME - Plattform für Fotografie und Fotoprojekte

Foto: Fotografen zeigen Besuchern Ihre Arbeiten in der Arkade.
© Diethelm Wulfert

"SURPRISE ME": die bild.sprachen-Plattform für Fotografie und Fotoprojekte, überrascht mit einem neuen Schwerpunkt. Statt um Aufträge für Fotografen dreht sich die Messe in diesem Jahr verstärkt um Projekte von Fotografen - eine neue Entwicklung, die Macher von Bildwelten ebenso wie engagierte Unternehmen und Institutionen betrifft. Am 28./29. November 2014 zeigt die bild.sprachen 2014 im Wissenschaftspark Gelsenkirchen in einer großen Ausstellung eine vielfältige Auswahl solcher neuen Projekte - und liefert mit dem Vortragsprogramm Ideen zur Finanzierung als Methode gleich mit.

"Das 21. Jahrhundert wird nicht zu Unrecht als das Jahrhundert der Projekte bezeichnet. Auch Fotografen arbeiten häufig parallel zu Auftragsarbeiten an Projekten. Der Unterschied zu den Aufträgen besteht meist darin, dass allein der Fotograf oder eine Fotografengruppe für das Projekt verantwortlich ist. So können Fotoarbeiten entstehen, die in Art und Inhalt zuvor nicht denkbar oder vorstellbar gewesen wären", sagt bild.sprachen-Projektleiter Peter Liedtke.

Auf dem bild.sprachen-Marktplatz stellen in diesem Jahr nicht nur die Fotografen sondern auch Institutionen ihre Projekte vor. So bringt die RWE Stiftung preisgekrönte Arbeiten mit, etwa die kritische Fotoserie "Tagebau" von Sebastian Mölleken zum Braunkohletagebau in Garzweiler, den Film "Nella Fantasia" von Lukas Marxt über eine Erdölbohrinsel oder die "Photuris"- Filmbelichtung durch Glühwürmchen von Peter Miller. Die Emschergenossenschaft, bekannt für umfassende Fotodokumentationen, öffnet sich mit dem Fotoprojekt "Bridges" künstlerischen Positionen und bindet mit dem Wettbewerb "Fotostory Lippeland" auch die Amateurfotografie ein. Als Institutionen werden zudem auch der Regionalverband Ruhr, die Ruhr Tourismus GmbH sowie die Verlage Kettler, Dortmund, und seltmann+söhne, Lüdenscheid/Berlin, vertreten sein.

Auch wichtige Fotografenvereinigungen DGPh, Freelens, Reporter ohne Grenzen, Projektraum Fotografie und die Gesellschaft für humanistische Fotografie haben ihre Teilnahme zugesagt. Neu dabei ist das "FotografenWiki", mit dem Walter G. Müller und die Arbeitsgruppe Foto-Historie die Lebensdaten von Fotografen darstellen.

Um den von der Sparkasse Gelsenkirchen gestifteten bild.sprachen-Preis bewerben sich alle teilnehmenden Fotografen mit ihren Projekten. Vor der Preisvergabe am 29. November,17 Uhr, wird eine ungefähr 100köpfige Jury (die sogenannten Portfoliowalker) ermitteln, wer den mit 2.500 Euro dotierten Preis sowie den bild.sprachen Nachwuchspreis, gestiftet von der publicity Werbung GmbH, erhalten wird. Für die Jury haben bisher unter anderem Svenja Zeh, Head of Art Buying bei grey Worldwide, Dr. Christine Vogt, Direktorin der Ludwig Galerie Schloss Oberhausen, Wolfgang Jung, Geschäftsführer der KlimaExpo.NRW, Ditmar Schädel, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Photographie, Dr. Ursula Kleefisch-Jobst, geschäftsführende Generalkuratorin vom Museum für Architektur und Ingenieurkunst, Jeanette Schmitz, Geschäftsführerin des Gasometer Oberhausen, und Brigitta Janke, Leiterin Kunstmanagement Evonik Industries zugesagt. Die Auswahl jedenfalls ist riesig:

So tritt Fotograf Johannes Backes mit seinem von Geduld und Weitsicht geprägten Langzeitprojekt unter dem Motto "Man muß sich beeilen, wenn man noch etwas sehen will. Alles verschwindet" an. Seine Fotodokumentation im Zeitraffer entsteht mit Kameras, die jahrelang alle halbe Stunde ein Bild machen. Susan Feind lässt sich ebenfalls viel Zeit: Bei ihrem Projekt "Das Ei ist Kunst" fotografiert sie die ersten 365 Eier ihrer "glücklichen" Hühner und macht daraus ein Buch. Die Eier verkauft sie zu einem symbolischen Preis mit Zertifikat: das erworbene Ei kann damit im Buch zugeordnet und nach Verzehr in Erinnerung gebracht werden. Wieder ein anderes Projekt zeigt Marie Köhler. Mit "Mach dir ein Bild" entdecken afrikanische Kinder ihr Umfeld mit Einwegkameras selbst. Claudia Wiens bildet "Künstler in Ägypten, Tunesien und Libyen" ab, Hartmut Bühler "Die Rose, die Lilie, die Taube" und Wolfgang Fröhling ist "Auf der Suche nach den verschwundenen Bildern". Auch Hochschulen präsentieren sich mit ihren Projekten. Die Mediadesign Hochschule Düsseldorf stellt ihr Angebot ebenso vor wie die Ruhrakademie Schwerte und die Hochschule Darmstadt. Die Neue Schule für Fotografie, Berlin, zeigt das Projekt der Klasse Eva Bertram "Sowieso" und die Uni Hildesheim "Editing the world". Aus Zlín in Tschechien ist die Faculty of Multimedia Communications mit dem Projekt "Gefesselte Landschaft" mit dabei.

Fotoprojektideen sind auch übertragbar. Das zeigen Thomas Roessler und André Mailänder. Sie haben mit "PixxelCult" das Pixelprojekt_Ruhrgebiet für die Region Saar-Lor-Lux (Saarland, Luxemburg, Lorrain (Lothringen)) adaptiert. Pixelprojekt_Ruhrgebiet selbst beteiligt sich mit einem "Fluss der Bilder", mit Bildern der Region von 1920 bis heute, an der großen Projektschau.

Parallel zeigt die Ausstellung "Projektzeit" aktuelle Projekte von Fotografen des Pixelprojekt_Ruhrgebiet, die nicht im Ruhrgebiet entstanden sein müssen. Die Ausstellung wird am 28. November um 19 Uhr eröffnet.

Theoretischer wird es bei den Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen. Die RWE Stiftung thematisiert "Unternehmerische Ziele und gesellschaftlicher Dialog mit den Mitteln der Fotografie". Elisabeth Neudörfl (Professorin für Dokumentarfotografie an der Folkwang Universität der Künste) und Dirk Gebhard (Professor für Bildjournalismus an der Fachhochschule Dortmund) sprechen über das "Fotografieren für die Ewigkeit" der Emschergenossenschaft. Digital vorab eingereichte Fotos können im Anschluss in einer Art Workshop auf "Ewigkeitstauglichkeit" überprüft werden. In der Gesprächsreihe "ausgezeichnet" der DGPh geben ehemalige und aktuelle Otto-Steinert-Preisträger Einblick in die Schaffensphase ihrer Arbeit. Parallel, aber verschränkt findet die 2. Hochschulkonferenz mit aktuellen Projekten von Lehrenden und Lernenden an deutschsprachigen Hochschulen statt.

Das bild.sprachen-Seminarprogramm widmet sich, so Peter Liedkte, "dem wichtigsten Thema der Fotoprojekte: dem Geld. Mehrere "Crowdfunding"-Projekte haben mehr Geld eingespielt als ursprünglich angestrebt wurde: etwa das Fotografiebuch "elfuhrelf" (13.169 statt 11.111 benötigter Euro), das "PhotoBookMuseum" (27.080 statt 25.000 Euro) oder der Umbau "c/o Berlin" (122.714 statt 100.000 Euro). Die Wirtschaftsförderung der Stadt Gelsenkirchen, die mit dem Kulturamt auch Führungen durch Gelsenkirchens Kreativquartier Ückendorf anbietet,hat daher Theresa Koppler von startnext, der größten deutschen Crowdfunding-Community für kreative Projekte, eingeladen, das Prinzip zu erklären und Tipps für ein erfolgreiches "Geldsammeln" zu geben. Für die zwei Workshops sind befristet Anmeldungen über wirtschaftsfoerderungnoSpam@gelsenkirchen.de möglich.

"Man muss die Bedürfnisse der Geldgeber verstehen und seine Projekte dementsprechend kommunizieren. Erfolg ist machbar!" ist Katharina Mouratidi, Geschäftsführerin der Gesellschaft für Humanistische Fotografie, überzeugt.

Sie hat langjährige Erfahrungen mit der Akquise von Fördergeldern und Sachleistungen. Dabei hat sie nicht nur die allbekannten Foto- und Kunstförderprogramme vor Augen, sondern vor allem die inhaltlichen Bezüge zu ganz anderen Fördergebern. Am Freitag führt sie den Workshop "Das fotografische Projekt - von der Planung bis zur Durchführung" durch, am Samstag den Workshop "Fundraising für Fotografinnen und Fotografen". Für diese beiden kostenpflichtigen Workshops sind ebenfalls Anmeldungen über info@gfhf.eu erforderlich.

Der Eintritt für "SURPRISE ME" beträgt fünf Euro. Die Plattform für Fotografie und Fotografieprojekte ist am Freitag, 28. November 2014, von 14 bis 20 Uhr, und am Samstag, 29. November von 12 bis 18 Uhr, geöffnet. Aktuelle Infos unter www.surpriseme.bildsprachen.de.

Über bild.sprachen:

bild.sprachen ist ein Projekt des Fördervereins Pixelprojekt_Ruhrgebiet. Die Plattform "SURPRISE ME" wird durch das Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen und die Stadt Gelsenkirchen gefördert.
Postanschrift Büro: Bergmannstr. 37, 45886 Gelsenkirchen

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Foto: Aussteller und Besucher bei einer bild.sprachen-Messe.
© Stefan Bayer
© Hardi Tabsoba, Fotoprojekt: Marie Köhler

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