Wachstum trotz Bankenkrise

Institut Arbeit und Technik untersuchte Beschäftigung im Finanzsektor im internationalen Vergleich

Grafik: Balkendiagramm zeigt Beschäftigungswachstum im Finanzsektor.
Durchschnittliches Beschäftigungswachstum im Finanzsektor in den Jahren 2000-2012. Die Abbildung basiert auf ILO Daten; Geometrisches Mittel der Wachstumsfaktoren von 2000-2012, Werte < 1 bedeuten negatives Wachstum, ein Faktorwert von 0,01 entspricht einem Prozentpunkt.

Trotz weltweiter Bankenkrise im Jahr 2008 ist die Zahl der Beschäftigten in der Finanzwirtschaft in vielen Ländern gestiegen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Instituts Arbeit und Technik (IAT/Westfälische Hochschule) mit Sitz im Wissenschaftspark Gelsenkirchen zur Beschäftigungsentwicklung in der Finanzbranche. Während die Medien zunächst vor allem über die mit der Insolvenz von Lehman Brothers freigesetzten Arbeitskräfte und die globalen Finanzplätze berichteten, blieb der Finanzsektor in Großbritannien und den USA von einem dramatischen Einbruch verschont. "In beiden Ländern sind die Schwankungen im Beschäftigungsumfang im Finanzsektor auch langfristig am geringsten", erläutert der IAT-Forscher Tim Stegmann.

Andere Länder wurden wesentlich empfindlicher von der Finanz- und Wirtschaftskrise getroffen. Anhand von Daten der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) haben Tim Stegmann und Dr. Stefan Gärtner vom IAT-Forschungsschwerpunkt Raumkapital untersucht, wie unterschiedlich sich der Umfang der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in der Finanzbranche seit dem Jahr 2000 entwickelt hat. "Auf Grund der Funktion als Finanzintermediator ist ein ausreichend großer Finanzsektor wichtig für die gesamte Wirtschaft. Ein zu großer Finanzsektor kann aber auch zu Dysfunktionalitäten führen", so Dr. Stefan Gärtner. Im Untersuchungszeitraum stieg der Anteil der Beschäftigten im Finanzsektor an allen Beschäftigten in einigen Ländern erheblich an. Während der Anteil im Jahr 2000 noch zwischen 1,3 und neun Prozent lag, waren es 2012 zwischen 1,5 und elf Prozent.

Insgesamt stieg die Beschäftigung im Finanzsektor in den untersuchten Ländern durchschnittlich um etwa ein Prozent jährlich. In einigen Ländern, in denen während der globalen Krise insgesamt Beschäftigung abgebaut wurde, war die Finanzbranche vom allgemeinen Trend teilweise gar nicht betroffen. Insbesondere in der Schweiz (durchschnittlich drei Prozent Wachstum jährlich) und Luxemburg (durchschnittlich vier Prozent Wachstum jährlich) hat die Finanzkrise allenfalls den anhaltenden Wachstumstrend verzögert. Ungeachtet globaler Verwerfung stieg die Zahl der Beschäftigten in der Finanzwirtschaft in beiden Ländern erheblich.

Auch in anderen Ländern nahm die Beschäftigung im Finanzsektor - teilweise parallel zur Gesamtbeschäftigung - trotz der Finanzkrise zu. Dazu gehören neben Deutschland auch Finnland, Großbritannien und die USA. "Dabei zeigen die letzten drei Länder jedoch eine deutliche Reaktion auf die Finanzkrise, gemessen an der Beschäftigtenentwicklung. Großbritannien zeigt darüber hinaus den typischen Prä-Krisen-Auf- und -abschwung", so Dr. Stefan Gärtner. In einer weiteren Ländergruppe ist der Finanzsektor vor der Krise teils extrem gewachsen. Mit Beginn der Finanzkrise kam es dann zu einem ebenso dramatischen Einbruch mit entsprechenden Verwerfungen am Arbeitsmarkt. Diese Entwicklung lässt sich in Island und Belgien und, in abgeschwächter Form, in Dänemark, Italien und Norwegen beobachten. In Griechenland und Italien ging zwar die Gesamtbeschäftigung im Zuge der Wirtschaftskrise deutlich zurück, der Beschäftigungsumfang im Finanzsektor hat sich aber von dieser Entwicklung entkoppelt und blieb auf hohem Niveau erhalten. Lediglich in drei der untersuchten Länder - Spanien, Dänemark und Niederlande - kam es seit dem Jahr 2000 zu einem Rückgang der Beschäftigung im Finanzsektor.

Weitere Informationen gibt es auf <link http: www.iat.eu forschung-aktuell fa2015-04.pdf>

www.iat.eu/forschung-aktuell/2015/fa2015-04.pdf

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(IAT-Pressemeldung vom 20. Mai 2015)

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