Optimale Versorgung von Schlaganfall-Patienten

Institut Arbeit und Technik begleitet Modellprojekt in Ostwestfalen-Lippe

Schlaganfall-Patienten können künftig noch besser versorgt werden. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens bewilligte gestern 882.000 Euro Förderung für ein Modellprojekt in der Region Ostwestfalen-Lippe. Dabei sollen Patienten und Angehörige bis zu einem Jahr lang eng begleitet werden.

Das Modellprojekt zum „qualitätsgesicherten Case Management“ wurde durch die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe in Gütersloh entwickelt. Das Institut Arbeit und Technik (IAT / Westfälische Hochschule) in Gelsenkirchen übernimmt die wissenschaftliche Evaluation.

Jährlich erleiden in Deutschland rund 250 000 Menschen einen Schlaganfall. Der Schlaganfall ist der häufigste Grund für Behinderungen im Erwachsenenalter. Viele Patienten sind langfristig auf Hilfe angewiesen, außerdem ist ihr Risiko für einen zweiten Schlag und andere Erkrankungen deutlich erhöht. Für die Akutversorgung von Schlaganfall-Patienten gibt es deutschlandweit ca. 180 Stroke Units (Schlaganfall-Spezialstationen), wichtig ist für die Patienten zudem eine qualifizierte Rehabilitation. Defizite in der Versorgung bestehen nach Ansicht aller Projektbeteiligter in der anschließenden Nachsorge. Das komplizierte Gesundheitssystem in Deutschland lässt eine Patientensteuerung, Begleitung und Dokumentation aus einer Hand nicht zu. In der Folge sind Behandlungen und Anwendungen nicht immer aufeinander abgestimmt, Patienten häufig nicht ausreichend informiert und motiviert, die erforderlichen Maßnahmen konsequent durchzuhalten.

 

Therapietreue als große Herausforderung

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat festgestellt, dass bei chronischen Erkrankungen wie dem Schlaganfall die Therapietreue der Patienten bereits nach kurzer Zeit unter 50 Prozent sinkt. Das bedeutet, Patienten besuchen ihren Arzt nicht mehr, nehmen Medikamente nicht oder falsch ein, nutzen verschriebene Hilfsmittel nicht, führen ihre Übungen nicht mehr durch oder halten sich nicht an dringend notwendige Gewohnheitsänderungen wie gesunde Ernährung, Bewegung oder den Verzicht auf das Rauchen. Unter dem Strich bleibt eine teure Behandlung, die einem großen Teil der Patienten nicht ausreichend hilft.

 

Fünf Lotsen sollen rund 300 Patienten betreuen

In dem nun bewilligten Modellprojekt sollen insgesamt 300 Patienten in OWL bis zu einem Jahr nach ihrem Schlaganfall durch einen von fünf Lotsen begleitet werden. Der Lotse nimmt die Patienten bereits in der Akutklinik in sein Betreuungsprogramm auf. Er koordiniert die notwendigen Maßnahmen und berät die Patienten und ihre Angehörigen. Alle Behandlungsschritte werden von ihm dokumentiert. Die Erfolge seiner Arbeit werden wissenschaftlich ausgewertet. Ziel des Projektes ist es, die Wirksamkeit von Schlaganfall-Lotsen nachzuweisen, um sie als Teil der Regelversorgung zu etablieren. Zwei Pilotprojekte zeigen bereits positive Ergebnisse. Das Projekt endet offiziell am 31. Juli 2015.

 

Ihr Ansprechpartner: Stephan von Bandemer, Durchwahl: 0209/ 16221193, E-Mail: bandemer@iat.eu

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