Gute Pflege kostet Geld

IAQ plädiert für mehr legale Beschäftigung in der Pflege

 

Institut Arbeit und Qualifikation
Pressemitteilung vom 14. August 2007

Um Schwarzarbeit und Ausbeutung bei Billigpflege-Angeboten zu stoppen, reichen Verbote nicht aus: „Die Billigangebote von privaten Vermittlern, aber auch legale Angebote sind nur deshalb so günstig für Pflegebedürftige und Angehörige, weil im Pflegealltag arbeitsrechtliche Grundsätze nicht eingehalten werden – vor allem nicht die Höchstarbeitszeit“, sagt  Dr. Claudia Weinkopf vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. „Um Rund-um-die-Uhr-Betreuung anbieten zu können, müssten mindestens zwei, eigentlich drei Kräfte aus Osteuropa in einem Pflegehaushalt wohnen und sich gegenseitig abwechseln“.

Mehr legale Beschäftigung in der Pflege ließe sich schaffen, wenn ältere Menschen so viel professionelle Unterstützung nutzen könnten, wie sie benötigen, denn der Pflegebedarf ist weit größer als das Angebot. Was fehlt, ist der Zugang zu Pflegediensten, die Motivation die Angebote zu nutzen oder das Geld. Von den 1,4 Millionen Pflegebedürftigen, die in Haushalten leben, nutzen nur 31 Prozent auch die ambulanten Pflegedienste. Fast 70 Prozent verzichten gänzlich auf professionelle Unterstützung und werden von Angehörigen gepflegt, von denen 60 Prozent selbst bereits über 55 Jahre alt sind. Hinzu kommen knapp drei Millionen Ältere, die hauswirtschaftliche Hilfe benötigen, 46 Prozent davon täglich. „Gegen die Inanspruchnahme externer Hilfen gibt es oft mentale Vorbehalte“, sagt Dr. Claudia Weinkopf, Leiterin der Forschungsabteilung Flexibilität und Sicherheit am IAQ. Gründe dafür sind die mangelnde Dienstleistungskultur oder auch die Einstellung, die ungeputzte Wohnung keinem Fremden überlassen zu wollen.

Statt professionelle Hilfe in der Pflege anzunehmen, bevorzugen viele Ältere die Unterstützung durch Angehörige. Diese Möglichkeit wird in den nächsten Jahren allerdings seltener, da die Zahl der Hilfebedürftigen steigt, parallel dazu aber auch die der erwerbstätigen Frauen, die häufig diese Arbeit übernehmen. 86 Prozent der Angehörigen, die Ältere pflegen oder unterstützen, geben zudem an, stark belastet zu sein. Überwunden werden muss die Einstellung, dass alle Hilfe von der Versicherung kommt, meint Weinkopf. Gute Pflege kostet Geld – notfalls zu Lasten der Erben.

Die Anbieter von Dienstleistungen für Ältere können selbst eine Menge tun, um die Nachfrage zu erhöhen: Zum Beispiel Angebote an den Zielgruppen ausrichten, sich am Bedarf orientieren und Dienstleistungs-Pakete aus einer Hand anbieten. Auch der Staat kann legale Angebote fördern. So hat die Pflegeversicherung die Marktentwicklung im Pflegebereich vorangetrieben. „Dabei ist es aber problematisch, wenn man den Leuten das Geld einfach in die Hand gibt – wie zum Teil bei Leistungen der Pflegeversicherung. Denn Geld kann auch gut für Schwarzarbeit eingesetzt werden. Ein Pflegegutschein, der nur für legale Angebote gilt, könnte die Nachfrage steuern“, so Weinkopf.

Weitere Informationen:
Dr. Claudia Weinkopf, Tel. 0209/1707-142, -178, <link>claudia.weinkopf@uni-due.de

 

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