„Mit dem Wohlstand werden Wohnungen und Städtebau immer wichtiger, und deshalb bauen wir gerade einen neuen Stadtbezirk für 800.000 Menschen.“ Auf der ersten Investorenkonferenz der nordchinesischen Stadt Fushun für Investoren Anfang Mai im Wissenschaftspark Gelsenkirchen beeindruckte Qiang Liu, Parteisekretär von Fushun, seine Gäste mit großen Zahlen und rasantem Tempo für konkrete Vorhaben - und zwar nicht nur in der Stadtentwicklung, sondern auch im Industrie-, Business- und Tourismussektor. Fushun ist seit 2008 die wachstumsstärkste Stadt in einer der am stärksten wachsenden Provinzen Chinas“, macht der Parteisekretär deutlich.
Qiang Liu, der sich selbst als „Fan von Deutschland“ bezeichnet, sieht in der Entwicklung der Stadt Gelsenkirchen von der Bergbau- zur Solarstadt viele Parallelen. Vier Delegationsreisen, davon ein Besuch aus Gelsenkirchen in Fushun, haben Vertrauen geschaffen. „Wir haben Freunde getroffen“. Bereits nach dem ersten Austausch hatte die Stadt Fushun ein Kontaktbüro im Wissenschaftspark Gelsenkirchen eröffnet, das Anlaufstelle für Investoren aus ganz Europa werden soll. Nun kam Qiang Liu erstmalig selbst nach Gelsenkirchen. Oberbürgermeister Frank Baranowski freute sich, den Parteisekretär, der die Gelsenkirchener Delegation in China persönlich betreut hatte, kennen zu lernen. „Eigentlich ist das noch eine junge Zusammenarbeit, aber wenn wir uns anschauen, was seit dem Frühjahr 2010 bereits geschehen ist, dann ist sie viel intensiver als andere Partnerschaften“, stellte der Oberbürgermeister fest und machte deutlich, dass seine Stadt ihre Erfahrungen und ihr Wissen rund um den Strukturwandel gern teilt.
Vor allem Unternehmen aus den Bereichen Energie, Chemie und Anlagenbau sowie Dienstleister aus der Rhein-Ruhr-Region nutzten die Investorenkonferenz, um sich Detailinformationen über die enormen Beteiligungsmöglichkeiten zu verschaffen. Im Mittelpunkt des Interesses stand das Projekt „Shen-Fu New Town“, das der Leiter des Fushun Aussenwirtschaftsbüros Yong Wang detailliert vorstellte: In den nächsten drei bis fünf Jahren soll demnach im Osten von Fushun ein 60.000 Hektar großes neues Stadtzentrum für bis zu 800.000 Menschen gebaut werden. Integriert werden sollen ein Businesszentrum für Handel, Dienstleistung und Finanzen. Angrenzend werden ein rund 20.000 Hektar großes Petrochemie-Industrieareal, ein 6.451 Hektar großes Industriegebiet für die Kreislaufwirtschaft sowie - entlang des Flusses Hunhe – Freizeiteinrichtungen auf 3.330 Hektar entstehen.
Insgesamt profitiert Fushun derzeit von einer guten Ausgangslage mit günstigen klimatischen Bedingungen, reichen Bodenschätzen, guter Infrastruktur und einer soliden Industriebasis. 52 verschiedene Mineralstoffe und Metalle werden hier gefördert. Steinkohle wird noch im Tagebau abgebaut. Dieser soll bis 2017 eingestellt werden. Der vorhandene Kraftwerkspark mit 2400 MW Leistung soll auf 3500 MW ausgebaut werden. An den bisherigen Chemieproduktionsstandorten in Hafennähe werden 10 Mio. Tonnen an Polyethylen und Paraffin jährlich erzeugt und umgeschlagen. Neben verschiedenen Kunststoffproduzenten werden in Fushun rund 3,4 Mrd. Tonnen Spezialstahl und Aluminium erzeugt. In den Maschinenfabriken werden Baukräne (Jahresoutput 500 Stück), Schiffsdieselmotoren und Maschinen und Anlagen für die Petrochemie gebaut. Mehr als die Hälfte der Wirtschaft in Fushun dreht sich um die Industrie. Fünf Hochschulen, 25 Berufsschulen und 2 nationale Forschungsinstitute sorgen für qualifizierten Nachwuchs und Know-how.
Fushun hat zudem auch eine starke grüne Seite: 70 Prozent der Fläche sind bewaldet. 47 Flüsse und 123 Stausseen im Changbai-Gebirge versorgen die Städte mit Wasser – und bilden eine Basis für den wachsenden Naturtourismus in der Region. Auch aufgrund des reichen Kulturschatzes der Qing-Dynastie (in Deutschland durch den Film „Der letzte Kaiser“ bekannt) erzielte Fushun zuletzt 1,8 Mrd. Euro Umsätze mit 19 Mio. Touristen im Jahr. So sind, wie Yong Wang erläuterte, auch vier neue Tourismuszentren in der Planung.
„Wir freuen uns über das vielseitige Interesse auf der Investorenkonferenz und konnten schon im Vorfeld vielen Unternehmen aus den Bereichen Chemie, Energie, Kraftwerks- und Umwelttechnologie einen Kontakt mit chinesischen Partnern vermitteln“ ist Lan Yao, Leiterin des Fushun-Büros im Wissenschaftspark, mit dem Verlauf der Aktivitäten in Gelsenkirchen zufrieden. Der Termin für die nächste Investorenkonferenz steht noch nicht fest. Stattdessen, so kündigte Gelsenkirchens Wirtschaftsförderer Joachim Hampe an, werden derzeit Teilnehmer für die zweite Delegationsreise nach Fushun gesammelt. Interessierte Unternehmen werden gebeten, sich mit der Leiterin des Repräsentanzbüros, Frau Lan Yao, unter Telefon 0209.14987-88 in Verbindung zu setzen.
(Pressemitteilung der Stadt Gelsenkirchen vom 17. Mai 2011)
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