Ist die Internationale Bauausstellung IBA Emscher Park ein Exportmodell? Mit dieser Fragestellung hatte der Wissenschaftspark Gelsenkirchen, der im Rahmen des IBA-Geschehens zu einem Symbol für den Strukturwandel wurde, gemeinsam mit der TU Dortmund rund 100 nationale und internationale Experten aus der Regional- und Stadtentwicklung zu einem Symposium eingeladen. Schnell war man sich einig: Spektakulär angelegte Stadt- und Regionalentwicklungsformate werden fast schon „inflationär“ exportiert. Und sie entwickeln sich dabei weiter, entlang der jeweils zu überwindenden Probleme. Ging es bei der IBA Emscherpark von 1989 bis 1999 noch – wie deren „Erfinder“ Prof. Dr. Christoph Zöpel betonte – um die Einleitung eines „unglaublichen Innovationsprozesses von der Industrie-Agglomeration zur Dienstleistungsstadt“, so sollen 2020 die IBA Parkstad Limburg sowie die IBA Basel die nationalen Grenzen ihrer jeweiligen Dreiländer-Ecken überbrücken. Das jüngste Kind der IBA-Familie, die IBA Wien 2022, adressiert sogar keine aktuellen, sondern zukünftig absehbare Probleme, nämlich in Reaktion auf einen enormen prognostizierten Bevölkerungszuwachs.
Im Ruhrgebiet selbst wirkt die IBA Emscher Park bis heute. So wird ihr Generationenprojekt, der Emscherumbau, voraussichtlich in 2020 abgeschlossen. Auch 2010 profitierte die Kulturhauptstadt RUHR.2010 von den Erfahrungen der IBA Emscherpark. Und bereits jetzt, so betonte Prof. Dr. Christa Reicher, TU Dortmund, knüpfen sich große Erwartungen an die Internationale Gartenausstellung IGA 2027, die als nächstes gemeinsames Format der Region derzeit vorbereitet wird.
„Die Idee, in den grauen Industriekulissen attraktive Standorte zu schaffen, mit denen man des eher tristen Image des Reviers Abhilfe zu schaffen hoffte, ist sicher ein ganzes Stück weit gelungen“, sagte Dr. Heinz-Peter Schmitz-Borchert, Geschäftsführer des Wissenschaftspark Gelsenkirchen, der als erstes Großprojekt exemplarisch für den mit der IBA Emscher Park eingeschlagenen Weg ist. Er mahnte jedoch an, dass auch singuläre großartige Architekturprojekte ihre Ziele nur erreichen können, wenn sie in ein Bündel von Maßnahmen eingebettet werden und Akteure aus vielen verschiedenen Milieus vernetzen können. Im Wissenschaftspark sei das im Hinblick auf Branchen wie Erneuerbare Energien, Gesundheitswirtschaft, IT und Design trotz fehlender Hochschule am Standort und ökonomischer Restriktionen noch vergleichsweise gut gelungen, aber für die Integration ins Stadtquartier gebe es weiterhin im Zusammenspiel von Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung viele „dicke Bretter zu bohren“, so Dr. Schmitz-Borchert weiter.
Trotz aller Schwierigkeiten in der Praxis, hat sich die Methode, für eine Weile einen „Ausnahmezustand zur Überwindung von Problemen, die im Alltag nicht gelingt“ auszurufen, wie Dr. Reimar Molitor, vom Köln-Bonn e.V., die IBA-Formate bezeichnete, dem Grunde nach bewährt, so bilanzierten die Experten in der abschließenden Podiumsdiskussion. Eine wichtige Aufgabe für die Zukunft, das machte die Veranstaltung deutlich, besteht darin, das Wissen um die Organisation von Internationalen Bauausstellungen, Regionalen und anderen regionalen Formaten zu systematisieren. Gelsenkirchens Stadtbaurat Martin Harter sicherte zu, den Wunsch nach einer IBA-Akademie aufzugreifen und konstruktiv weiter zu entwickeln.
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