Freitag, 16. Juni, bis Samstag, 28. Oktober 2023

„Unverblümte“ Blicke auf die Region

Fotografieausstellung: Pixelprojekt_Ruhrgebiet Neuaufnahmen 2022/23

 „Warum fotografiert man Blumen?“, fragt Xiaole Ju. Seine Landschaftsaufnahmen gehören zu einer von insgesamt 21 Fotografieserien, die das „unverblümte“ Portrait des Ruhrgebiets in diesem Jahr erweitern. Denn wie in jedem Jahr seit 2003 wächst das fotografische Gedächtnis des Ruhrgebiets, das Pixelprojekt_Ruhrgebiet im Internet. Das authentische Regionalportrait aus über 10.000 Fotos verdankt die Region den freien Fotografinnen und Fotografen, die ihre Fotoserien, die jenseits von interessengeleiteter Auftrags- oder Werbefotografie entstanden sind, zur Verfügung stellen. „Auch zur 19. Aufnahmerunde erreichten uns in der Jury wieder neue spannende, aber auch viele historische Serien, so dass die Auswahl jedes Mal wieder schwer fällt“, berichtet Initiator Peter Liedtke. In diesem Jahr werden 21 neue Fotoserien in das Pixelprojekt_Ruhrgebiet aufgenommen:

 

Tom Striewisch zeigt mit seiner schwarzweißen Bilderserie das  „Hahneköppen“ in Essen. Norbert Enker begleitete für die Serie „MENSCHENBILDER - Porträts von Jugendlichen aus Essen“ eine Generation von 1982 bis 1993. Die Serie „Bei Udo“ von Claudia Thoelen erinnert an eine Trinkhalle auf dem Gelände einer halb verfallenen Lederfabrik am Mülheimer Ruhr Ufer, die Anziehungspunkt für Außenseiter der ganzen Stadt war. Der fotografische Essay „Ghostworker“ von Giorgio Morra zeigt den Alltag der „Wanderarbeiter am Klärwerk in Dinslaken“ und auch die Porträtserie „Ganz Ehrlich“ von Alexander Lackmann kann als eine Art Sozialstudie begriffen werden. Aleksandra Weber [44801 Bochum] fotografierte Menschen am Ort der Begegnung, auf dem Areal der Ruhr-Universität Bochum.

Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt in der Fotografie der Natur-, Stadt- und Industrielandschaften. Während Heiko Tiemann mit der Serie „Die Träume“ frühmorgendliche Streifzüge an die Orte seiner Jugend im Ruhrgebiet dokumentiert, fertigt Ekkehart Bussenius in der Serie „Civitas - urban segregation and inclusivity“ Nachtaufnahmen im Restlicht  umliegender Vororte und Siedlungen.

Mit der Fotoserie „Brückenrelikte Zechenbahnen“ spürt Swen Bernitz Brücken beziehungsweise deren Reste auf, die nicht für Fußgänger oder Radfahrer genutzt werden. Unter dem Titel „Wandel als Zustand“ stößt Felix Schmale einen Dialog über die Identität des Ruhrgebietes in einem Zeitalter nach der Schwerindustrie an.

Gisbert Hadamitzky porträtiert in der Serie „Großmarktgelände“, was von der Essener Vergangenheit in den 90er Jahren übrig blieb und mit dem neuen Viertel der „Grünen Mitte“ verlorenging. Wie eine Landmarke in Sekunden verschwindet dokumentiert Martin Janczek mit der Serie Knepper-Kraftwerk in Castrop-Rauxel“, das 2019 gesprengt wurde. Mit der Serie „Zustand Ruhrort“ hat Andreas Schiblon die Atmosphäre von Stillstand und Leere in Duisburg-Ruhrort in einer ungewissen Zwischenzeit von 2017 eingefangen. Javier Klaus Gastelum nähert sich dem Strukturwandel geopolitische seit 2018 in einer fortlaufenden Serie „Grund und Boden, Freiheit Emscher“.

Manuel Kubitza zeigt in der Serie „Made by Men“ mit Haufen von Sand, Kies oder Schotter „Arbeit, die erledigt wurde“ als tröstliche Heimat-Markierungen in der Industrielandschaft. Konsumorten und deren Ausläufern  hingegen widmet sich die Serie „UNERHÖRT Nicht-Orte“ von Matthias Gödde. Mit der Serie „Ansichtssachen“ hat Moritz Mannhardt zudem vertraute Schauplätze und Everyday Objects, die auf den ersten Blick belanglos erscheinen, in Szene gesetzt.

Sarah Straßmann zeigt eine touristische Perspektive auf die Region, für die sie über die Plattform Airbnb gebuchte Unterkünfte entlang der Emscher fotografierte. Jannine Koch und René Sikkes haben sich mit der Serie „Erlaubnisfelder - vom Wandel einer Straße“ mit der Bochumer Straße, beginnen am Ausstellungsort Wissenschaftspark, auf Spurensuche begeben. Dabei hat René Sikkes zunächst die Fotografien angefertigt, auf die Jannine Koch anschließend literarisch reagiert hat. Auf einen ganz anderen Road Trip durch das Ruhrgebiet ist Fred Hüning mit der Serie „Wovon Maschinen träumen – Landschaften“ gegangen. Fotografiert über die auf Fahrzeugen installierten Kameras von Google Street View verdichtet sich seine Auswahl von Zufallsbegegnungen und urbane Landschaften sich zu imaginären Film-Stills eines nie realisierten Road Movies. Und Xiaole Ju hat in seiner Serie „Warum fotografiert man Blumen?“ Blumen entlang von Straßen verschiedener Ruhrgebietsstädte fotografiert, allerdings - zur Vermeidung von Klischees - ohne Farbe.

Die sonst nur im Internet sichtbaren Bilder sind vom 16. Juni bis zum 28. Oktober 2023 im Wissenschaftspark Gelsenkirchen, Munscheidstr. 14, als Originale zu sehen sein. Die Ausstellung kann montags bis freitags, jeweils von 8 bis 17:30 Uhr, besucht werden. Der Eintritt ist frei.

Das Pixelprojekt_Ruhrgebiet wird unterstützt von dem Ruhr Museum, dem Wissenschaftspark Gelsenkirchen, der Sparkasse Gelsenkirchen, der Stadt Gelsenkirchen, dem Förderverein Pixelprojekt_Ruhrgebiet und den Freunden Zollverein. Das Projekt wurde mit Mitteln des Kulturministeriums NRW aufgebaut.

> www.pixelprojekt-ruhrgebiet.de

 

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