Vom Stadtbild bis zum Landschaftsbild, vom Maler bis zur Grubenwehr, vom Leben im Quartier in Coronazeiten bis zur Dokumentation des Vortriebs, vom Zoo bis zu Stadttauben, vom Leerstand bis zur Jugendszene in Bochum: 23 neue Fotoserien nimmt das Pixelprojekt_Ruhrgebiet, das fotografische Gedächtnis der Region, in diesem Jahr auf. Insgesamt sind auf der neu gestalteten Internetseite unter www.pixelprojekt-ruhrgebiet.de damit über 10.000 Fotoserien von 370 Fotografinnen und Fotografen zu sehen. Ab Freitag, 19. August, startet auch die Ausstellung im Wissenschaftspark Gelsenkirchen. „In der Ausstellung dokumentieren wie die Qualität und Einzigartigkeit der Bilder mit Ausschnitten aus den Fotoserien der freien Fotografinnen und Fotografen“, sagt Peter Liedtke, Initiator des regionalen Fotografieprojekts, das 2003 von Bildautor*innen jenseits von Wissens- und Informationsmonopolen gestartet worden war. Die Ausstellung wird am 19. August um 18:30 Uhr eröffnet und ist von montags bis freitags, jeweils von 8 bis 17:30 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Ein Großteil der neu aufgenommenen Serien widmet sich dem städtischen Umfeld. In der Serie „Spielräume“ nähert sich Miriam Juschkat nach Jahren des Exils mit romantisch-verstörtem Blick der Architektur ihrer Heimatstadt Wesel. Ekkehart Bussenius befasst sich in der Serie „HANDLUNGSRÄUME - Stadt.Raum.Übergang“ mit der Wahrnehmung des städtischen Raums, inspiriert durch die Erzählungen von Italo Calvino. Benito Barajas portraitiert in einem Fotoessay eine einzigartige Schatzkammer: das Wohnhaus des in die Jahre gekommenen Künstlers Georg Meissner inmitten der Stadt.
Unbewusste Stellen im städtischen Raum, an denen sich im stillen Moment Raum und Dinge in unerwarteter Poesie begegnen, zeigt Andreas Schiblon. Eine dokumentarische Serie über eine Stadt im Ruhrgebiet hat Artur Sobolla aufgelegt. Den deutlich abnehmenden Leerstand von Gewerbeimmobilien haben Wolfgang Fröhling und Christel Sellmons fotografisch festgehalten.
Kersten Glaser verdichtet aufmerksame komponierte Studien alltäglicher Darbietungen des Ruhrgebiets in stillen Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Auch lenkt Glaser in einer zweiten Serie den Blick auf die einmalige Raumerfahrung in Zoos. Melanie Koppenhagen hingegen hat freilebenden Essener Stadttauben einen zweiten Blick gegönnt.
An der Schnittstelle von Fotografie und Raumerkundung untersucht Tania Reinicke das Bild der Stadt von morgen mit der Serie „MAPPING THE CITY“. In einer zweiten Serie untersucht sie die tiefgreifenden Veränderungen ausgewählter Wälder der Metropole Ruhr. Christian Diehl hat den Vortrieb des 170 Kilometer langen neuen Abwasserkanals, der die Emscher von Abwasser befreit, dokumentiert. Arne Piepke bringt eine Fotoreportage über die letzte Grubenwehr, die bis heute in Herne und Recklinghausen für den Ernstfall trainiert, in das historische Gedächtnis der Region ein.
Sehr persönlich portraitiert Espen Eichhöfer seinen Vater, der wie viele Bergleute frühverrentet wurde. Mit den Bildern von einer Wanderung von Ost nach West durch das Ruhrgebiet lässt er sich bei der autobiografischen Suche nach Heimat, Wurzeln und Herkunft begleiten.
Einige wenige neue Serien dokumentieren die Pandemie. Klaus Ronning zeigt die Fragiltät einer ungewissen Zurückgezogenheit mit der Serie „Homeoffice“. Katharina Kemme portraitierte ihre Nachbarn hinter den Fassaden ihres Wohnblocks. Mit einer weiteren Fotogeschichte berichtet Kemme von zwei Jugendlichen, die befreundet sind und sich eigentlich nicht sehen dürfen. Michael Tiede hingegen dokumentiert, wie Heranwachsende aus Bochum die ersten Lockerungsmaßnahmen erlebten. Und Greta Schröder zeigt Jugendliche, die beim Feiern aus ihrer Privatsphäre heraustreten.
In die Zukunft gewandt ist die Arbeit von Lara Gärtner: Sie thematisiert das Smartphone als Prothese und Teil des Körpers beim „Transit“ in die „soziale virtuelle Welt“. Mit Bilddeutungen vor dem Hintergrund aktueller Debatten in Gesellschaft und Fotografie befasst sich Jens Lüstraeten in der Serie „vertical clouds“. Die einzige historische Serie stammt von Christian Westphalen, seine SW-Fotografien des Ruhrgebiets entstanden 1993-94, aufgenommen mit einer Großbildkamera.
> Die Ausstellung im Wissenschaftspark Gelsenkirchen, Munscheidstr. 14, ist von montags bis freitags, 7:30 bis 17:30 Uhr, zu sehen. Der Eintritt ist frei.
> Das Pixelprojekt_Ruhrgebiet wird unterstützt von dem Ruhr Museum, dem Wissenschaftspark Gelsenkirchen, der Sparkasse Gelsenkirchen, der Stadt Gelsenkirchen, dem Förderverein Pixelprojekt_Ruhrgebiet. Das Projekt wurde mit Mitteln des Kulturministeriums NRW aufgebaut.
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