Auch in Griechenland gibt es einen Kohleausstieg: Bis 2028 sollen Kohleabbau und –verstromung in der Region West-Mazedonien vollständig eingestellt sein. Um die wegfallenden rund 20.000 Arbeitsplätze in einer Region, die etwas mehr Einwohner*innen als die Stadt Gelsenkirchen hat, zu kompensieren, will die griechische Regierung in den Ausbau alternativer Energieformen investieren und unter anderem eine große Berufsschule komplett auf „grüne“ Berufe umstellen. Für dieses Vorhaben kommt jetzt Unterstützung aus Gelsenkirchen. Das im Wissenschaftspark Gelsenkirchen ansässige Forschungsinstitut für Innovative Arbeitsgestaltung und Prävention (FIAP) koordiniert den Wissenstransfer. Wissenschaftspark Gelsenkirchen GmbH und Handwerkskammer Münster sind als Know-How-Lieferanten dabei. Vorige Woche (14. Oktober) unterzeichneten die Projektpartner ein Memorandum für den Wissenstransfer in Thessaloniki.
Der bevorstehende Kohleausstieg macht sich bereits in der Berufsschule in Kozani, der Hauptstadt der griechischen Region West-Mazedonien, durch rückläufige Schülerzahlen bemerkbar. In den nächsten Jahren soll das riesige Schulgelände energetisch saniert werden und als Zentrum für die Berufsorientierung und die berufliche Bildung in „grünen Berufen“ neu aufgebaut werden. Beschäftigte, die aktuell im Bergbau und Kraftwerkssektor arbeiten, sollen dann auf Berufe, die in der Energiewende gefragt sind, umgeschult werden. Gleichzeitig soll das Zentrum neue Berufsperspektiven für junge Menschen in der Region eröffnen.
In Griechenland genießt dieses „grüne Modellberufsbildungszentrum“ eine hohe Aufmerksamkeit. So unterzeichnete Gouverneur der griechischen Arbeitsbehörde, Dr. Spyros Protopsaltis, gleichzeitig Vorsitzender des Verwaltungsrats der nationalen Arbeitsbehörde, die Vereinbarung mit den Gelsenkirchenern. Auch hochrangige Vertreter der Industrie- und Handelskammer sowie des griechischen Industrieverbandes sind beteiligt. Auf der Tagung in Thessaloniki wurden konkrete nächste Schritte vereinbart..
So werden jetzt vor allem praktische Informationen für die Konzeption des neuen Berufsschulzentrums benötigt. Welche grünen Handwerksberufe gibt es bereits in Deutschland, wie setzen sich die Lehrpläne zusammen, was ist für die überbetriebliche Berufsbildung erforderlich und wie schafft es das EnergyLab im Wissenschaftspark, Jugendliche für die neuen Berufe zu interessieren? Da Delegationsbesuche derzeit absehbar nicht möglich sein werden, stellen die Fachleute vom Bildungszentrum der Handwerkskammer Münster und vom EnergyLab im Wissenschaftspark daher nun vor allem digitale Informationen für die griechischen Kolleginnen zusammen. Wichtige Dokumente, etwa Berufsinformationen und Lehrpläne, werden dann übersetzt und zusammen mit Bildern und Videos von Lehrwerkstätten in den Bildungseinrichtungen und dem Schülerlabor im Wissenschaftspark als Anregungen für die Planung des grünen „Modellschulcampus“ in Kozani weitergegeben.
Der Wissenstransfer läuft im Rahmen des Projektes GRAEDUCATION zur Erforschung, Entwicklung und Erprobung von Bildungsdienstleistungen zur Verbesserung der Ausbildung umwelttechnischer Berufe in Griechenland. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung seit.2017 gefördert und vom Forschungsinstitut für innovative Arbeitsgestaltung und Prävention (FIAP e.V.), in Zusammenarbeit mit dem Bildungszentrum der Handwerkskammer Münster (HBZ), der Wissenschaftspark GmbH und der deutsch-griechischen Industrie und Handelskammer (DGIHK) in Athen durchgeführt
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