IAT-Studie: "Kohleausstieg braucht klaren Zeitrahmen und Mut"

Studie für den WWF Deutschland  wertet Erfahrungen im Ruhrgebiet aus

 

Ein Kohlestück als Erinnerung: Exponat im Wissenschaftspark

Der anstehende Ausstieg aus der Braunkohlewirtschaft in den drei noch bestehenden Kohlerevieren braucht einen klaren Zeitrahmen und politischen Mut, die betroffenen Regionen frühzeitig beim Wandel zu unterstützen. In einer aktuellen Studie für den WWF Deutschland hat das Institut Arbeit und Technik (IAT/Westfälische Hochschule Gelsenkirchen) die Erfahrungen aus dem Strukturwandel im Ruhrgebiet analysiert. „Die Erfolgsfaktoren, die für Deutschland bzw. das Ruhrgebiet gelten, müssen nicht selbstverständlich auch für andere Regionen oder Länder Gültigkeit haben, geben aber wichtige Hinweise, wie ein Strukturwandel ohne soziale Verwerfungen gestaltet werden kann“ stellen die Autoren Elke Dahlbeck und Dr. Stefan Gärtner fest. Sie plädieren für einen frühzeitig eingeleiteten Pfadwandel, was zumBeispiel für Bergbauregionen bedeute, den Kohlebergbau langsam zu beenden, damit Ressourcen (beispielsweise Flächen, Personal, Fort- und Weiterbildung sowie Forschung und Entwicklung) für andere Entwicklungen zur Verfügung stehen. Die über Jahrzehnte entstandene industriell-kulturelle Basis könne dabei wesentlich zur Neuausrichtung beitragen.

Während aber die etablierten Branchen häufig gute Gewinne erwirtschafteten, generieren die neu entstehenden Sektoren häufig zunächst geringere Gewinne und starten evtl. mit schlecht bezahlten und unsicheren Beschäftigungsverhältnissen. „Diese Aussicht macht es für Gewerkschaften, Wirtschaft und die öffentliche Hand schwer, etablierte Pfade zu verlassen und den Strukturwandel aktiv zu gestalten“, wissen die Autoren. Auch kann nicht davon ausgegangen werden, dass in allen drei betroffenen Regionen eine Reindustrialisierung im gleichen Umfang wie heute gelingt. Daher sollten die handelnden Akteure langfristig planen, sich jedoch der Begrenztheit vorausschauender Strategien bewusst sein.

Der Strukturwandel weg von der Braunkohle, hin zu nachhaltigen Wirtschaftsaktivitäten, von denen Mensch und Klima profitieren, braucht zudem die Zusammenarbeit einer Vielzahl von Akteuren auf unterschiedlichen politischen und räumlichen Ebenen. Somit ist hier eine Multilevel-Governance gefordert. Auch Unternehmen sowie Gründerinnen und Gründer sollten in den Prozess miteinbezogen werden, da sie als Praktiker die Implikationen für die Wirtschaft und auf die Beschäftigung sehr gut beurteilen können. Weiterhin müssen die Hochschulen und Forschungseinrichtungen auf der Projektebene einbezogen werden, da sie die Gatekeeper von spezifischem Wissen sind.

> Studie: https://www.iat.eu/aktuell/veroeff/2019/wwf-studie-deutsch.pdf
Quelle: Presseinformation des IAT vom 28.01.2019

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