Grüner Wasserstoff oder grüner Strom: Woher soll die Prozesswärme für Industrieöfen kommen?

Mit einer Kurzstudie aus dem Klimahafen will das Projektteam Wissenschaftpark Grundsatzfragen für dringend anstehende Weichenstellungen in der Industrie klären

Panorama des Stadthafens Foto: Julian Schäpertöns

Wie können Industrieunternehmen, die auf Hochtemperaturwärme angewiesen sind, ihre Produktion dekarbonisieren? Die Frage ist leicht gestellt, aber nicht einfach beantwortet. Denn derzeit werden zwei grundverschiedene Pfade diskutiert und noch ist unklar, welcher technisch geeigneter, wirtschaftlicher und nachhaltiger ist. Die Initiative Klimahafen Gelsenkirchen, die vom Wissenschaftspark koordiniert wird, hat daher eine Kurzstudie angeregt. Mit Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) wird derzeit exemplarisch für fünf energieintensive Betriebe aus dem Gewerbegebiet am Stadthafen geklärt, ob zukünftig grüner Wasserstoff oder Wärme aus grünem Strom die Energietechnologie der Wahl sein wird.

"Fortschreitend verschärfte Klimaziele und zusätzlich drohende Versorgungsengpässe bei fossilen Brennstoffen fordern gravierende Investitionsentscheidungen gerade von energieintensiven Unternehmen, die Industrieöfen, Brenner oder Feuerungsanlagen betreiben. Die Pionierunternehmen im Klimahafen, die bereit sind, jetzt zu investieren, brauchen Klarheit darüber, wie die zukünftige Entwicklung des gesetzlichen und regulatorischen Rahmens sein wird"  berichtet Wolfgang Jung, Geschäftsführer der Wissenschaftspark Gelsenkirchen GmbH und Koordinator des Klimahafens.

Für die Kurzstudie wurden das Fraunhofer UMSICHT und das Wuppertal Institut beauftragt. Avangard Malz, Ball Beverage, thyssenkrupp Electrical Steel, TRIMET und ZINQ sind Unternehmens- und Finanzierungspartner des Projekts, ebenfalls beteiligt sind die Stadt Gelsenkirchen und die IHK Nord Westfalen. Ende Mai fand ein Kick-Off-Workshop in Gelsenkirchen statt. Zur Umrüstung der vorhandenen Anlagentechnik auf klimaneutrale Energien werden  verschiedene Optionen geprüft. Die Nutzung eines klimaneutralen Brenngases, in erster Linie Wasserstoff, der durch Pipelines geliefert oder auch mit Elektrolyseuren vor Ort erzeugt werden könnte, sowie  die Umwandlung von grünem Strom in Wärme, die zum Beispiel per Induktionsbeheizung oder mit Hochtemperatur-Wärmepumpen erfolgen könnte.

Beide Optionen werden nun in den verschiedenen Varianten gegenübergestellt. Die Studie setzt auf der betrieblichen Ebene an. Ausgehend vom IST-Zustand, ermittelt sie die verschiedenen Transformationspfade zur Dekarbonisierung und verknüpft diese mit Szenarien für die künftige Verfügbarkeit und Preisentwicklung verschiedener Versorgungsoptionen für das Prozesswärmecluster im Klimahafen. Derzeit laufen die Gespräche mit Herstellern von Elektrolyseuren ebenso wie Betreibern von Leitungsinfrastruktur. Die Ergebnisse der Kurzstudie sollen Ende September vorliegen.

"Die bisher auf nationaler Ebene vorliegenden Untersuchungen werden der Vielfalt der Branchen und Prozesse nicht gerecht. Für den Mittelstand, der schon heute an den Gewerbestandorten in Energieverbünden kooperiert, muss der Diskurs deutlich erweitert werden", sagt Wolfgang Jung.

> Weitere Infos: https://www.klimahafen-gelsenkirchen.de/projekte/kurzstudie-dekarbonisierung-der-prozesswaerme-im-mittelstand

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