"Es geht um mehr als energieeffiziente Gebäude..."

Interview mit Christoph Weiss: Das Ingenieurbüro PBA-Weiss startet als erster DGNB Auditor in Gelsenkirchen - Klimafreundliche Neubauprojekte können wesentliche Beiträge zur Nachhaltigkeit liefern

Christoph Weiss, Ingenieurbüro PBA-Weiss, ist erster DGNB-Auditor in Gelsenkirchen.

Fehlende Wohnungen, steigende Baukosten, neue Energienormen für Gebäude … ein Aufregerthema nach dem Anderen jagt durch die deutsche Medienlandschaft. Christoph Weiss sieht das gelassen. Er berät seit über 20 Jahren Bauprojekte aller Art mit besonderem Augenmerk auf Energiefragen. Das achtköpfige Team des Ingenieurbüros arbeitet seit Erstellung der ersten NRW-Klimaschutzsiedlung gegenüber im Wissenschaftspark. Als zertifizierter Auditor der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) weiß der Diplom-Ingenieur nicht nur bestens, wie weiterhin energieffizient und wirtschaftlich gebaut wird, sondern stellt sich bereits auf ganz neue Zukunftsaufgaben im Bausektor ein.


Herr Weiss, wie sehen Sie die Debatte um Wärmepumpen versus Gasheizungen?
"Die Frage, welche Heizung am Ende benötigt wird, ist für die meisten unserer Großkunden ein untergeordnetes aber trotzdem ein sehr wichtiges Thema. Bei privaten Bauherren ist das jedoch ganz anders. Dort spielt die Heizungsanlage eine besonders große Rolle. Wir betreuen viele große Neubauprojekte, aber auch denkmalgerechte und energetische Sanierungen im Bestand. Wirtschaftlich sinnvolle Lösungen drehen sich immer um Energieeffizienz für das gesamte Gebäude, das reicht von der energiesparenden Gebäudehülle bis zur dazu passenden Anlagentechnik.Wir erstellen ein Energiekonzept und das wird dann im Neubau von Anfang an komplett und im Bestand manchmal Schritt für Schritt über mehrere Jahre realisiert. Je nachdem, was wirtschaftlich sinnvoll ist, planen wir Niedrig-Energiehäuser, Null-Energiehäuser oder – wie jetzt in einigen Pilotprojekte für verschiedene Wohnungsgesellschaften – sogar Plus-Energie-Mehrfamilienhäuser, die nicht nur die Energie für das Gebäude selbst, sondern sogar noch den Haushaltsstrom für die Bewohner liefern können."


"Wie haben Sie die Energiekrise im vorigen Jahr erlebt?"
Die stark gestiegenen Herstellungskosten, die gravierend gestiegenen Zinsen und der Förderstopp bei der KfW haben zusammen genommen den Neubau zwischenzeitlich fast zum Erliegen gebracht. Die Zurückhaltung bei den Neubauprojekten war schon sehr deutlich zu spüren. Um so wichtiger ist es, zukunftsweisend zu bauen oder zu sanieren und dabei auch Fördermittel einzusetzen. Wir sind so qualifiziert, dass wir unsere Kunden bei allen Förderprogrammen beraten und begleiten können, etwa bei den KfW-Effizienzhausstufen 40, 55 oder 70, bei denkmalgeschützten Häusern, aber eben auch bei der BEG Bundesförderung für effiziente Gebäude, die für Wohngebäude ebenso wie für Gewerbebauten oder kommunale Einrichtungen gilt. Dabei geht unsere Beratung mittlerweile über reine Energiefragen weit hinaus."


Welche Herausforderungen jenseits der Energiefragen sind aus Ihrer Sicht zusätzlich wichtig?
"Nachhaltiges Bauen betrifft die Energieeffizienz im Betrieb, aber zudem auch die gesamte Lebensdauer eines Gebäudes. Das fängt mit der Wahl der Baustoffe an und endet mit deren Wiederverwertbarkeit und den Recyclingmöglichkeiten. Nachhaltige Gebäude werden auf der höchsten Stufe - derzeit mit bis zu 150.000 Euro pro Wohneinheit - gefördert, aber sie sind auch wesentlich aufwändiger. Wir benötigen im Vorfeld dafür gut doppelt soviel Zeit für die Planung und die Recherche. Und während der Bauphase ist der Aufwand für die Dokumentation und Kontrolle sehr hoch. Denn die hohe Förderung gibt es nur nach sehr detaillierter, externer Prüfung. Bei kleinen Gebäuden ist der Aufwand in der Planung und Nachweisführung ist nicht wesentlich kleiner als bei großen Gebäuden. Infolge dessen stellt sich für viele die Kosten-Nutzen Frage. Für Wohnungsbaugesellschaften und Investoren von Neubauprojekten mit vielen Wohneinheiten kann das jedoch – bei Inanspruchnahme der Fördermittel – sehr sinnvoll sein. Wir freuen uns, dass wir aktuell  so viele größere Projekte nach dem höchsten Standard planen und begleiten dürfen. Ich bin überzeugt, dass das in Zukunft ohnehin der einzig sinnvolle Weg sein wird, um mit Blick auf den Klimaschutz und knappe Ressourcen vernünftig zu bauen."

> Weitere Informationen: www.pba-weiss.de

 

 

 

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